Tschechien: Putinversteher Zeman hält es wie der brave Soldat Schwejk
Man muss lachen, um nicht zu weinen
Die politische Lage (nicht nur in Deutschland, sondern auch bei uns in der Tschechei) ist so tragikomisch, dass man (um nicht zu weinen) lachen muss. Eigentlich ist es bei den Tschechen wirklich so, dass sie gewöhnt sind die Strapazen, die das Leben mit sich bringen, mit Humor zu bewältigen. Der brave Soldat Schwejk als der nationale Held ist ein Vorbild dafür, dass man in jeder Situation das geistige Gleichgewicht bewahren soll.
Zum Beispiel – unser Staatspräsident Miloš Zeman. Er mag es, die tschechischen sowie ausländischen Politiker ab und zu zu provozieren und dann sich über sie lustig zu machen. Vor ein paar Tagen (von Moskau zurückgekehrt) ist er der Kritik seitens der sogenannten “Sonnenpolitiker” (das tschechische Äquivalent des deutschen “Gutmenschen”) ausgesetzt gewesen, dass er ein “Putinversteher” sei. Zeman erwiderte, dass es stimme, weil Wladimir Putin sein guter Freund sei. Außerdem – laut Zeman – soll Putin nach Prag kommen, falls sich im Finale der Eishockeyweltmeisterschaft Russland mit der Tschechei trifft. Ja, in diesen Tagen findet in Prag die Eishockeyweltmeisterschaft statt, und morgen sollen in den zwei Semifinalspielen die Tschechei gegen Kanada und Russland gegen die USA spielen. Die Möglichkeit, dass Russland und die Tschechei gewinnen und Putin nach Prag kommt – ja, diese Möglichkeit halten die tschechischen politischen Sonnenmenschen für einen weiteren Nagel zum Sarg der tschechischen Loyalität zur EU und der NATO.
Wie bekannt, hat Zeman dem US-amerikanischen Botschafter Shapiro in Prag verboten, “die Schwelle der Prager Burg zu übertreten.” Laut Zeman ist “die Tschechische Republik ein souveräner Staat, die Zeiten des Reichsprotektors Reinhard Heydrich sind schon seit langem vorbei.” Niemand, und nicht einmal der amerikanische Botschafter ihm “sagen darf, dass er an der Militärparade in Moskau nicht teilnehmen solle.” Shapiro ist gleich nach Washington geflogen, um Obama zu fragen, was er in dieser Situation machen soll. Zurückgekehrt, wagt er es nicht mehr, Zeman zu provozieren.
Zeman wird ebenfalls kritisiert, er sei ein Trinker. Darauf Zeman nach wie vor antwortet, dass er keinen franzözischen Wein oder Whisky trinke, sondern als der echte tschechische Patriot Becher und Rudolf Jelinek bevorzuge. Na ja – ein Patriot zu sein, das ist heutzutage fast politisch unkorrekt. Aber Zeman ist bisher nur zweimal im Zustand der Betrunkenheit gesehen worden, und das ist in der Tschechei keine Sünde.
Die Flüchtlingsquoten. Diese letzte Erfindung der “Idioten” in Brüssel hat bei uns eine Hysterie hervorgerufen. Der Innenminister musste im Fernsehen erklären, dass “niemand der Tschechischen Republik vorschreiben wird, wieviele Flüchtlinge sie annehmen soll, vor allem in der Situation, wenn unter ihnen offensichtlich die IS-Kämpfer sind.” Es ist eigentlich seltsam – dieser Innenminister ist Mitglied der tschechischen sozial-demokratischen Partei. Es sieht fast so aus, als ob die tschechische und die deutsche Sozialdemokratie zwei ganz verschiedene Parteien sind. Zu sagen, was der tschechische Innenminister seitens der Flüchtlinge sagte – würde in Deutschland nicht für “rechtsextreme”, “braunradikale” Provokationen gehalten?
Wie ich sehe, kann man auch in Deutschland komische Ereignisse erleben. Merkel stellte fest, dass es nötig ist, dem Volk näher zu sein und (wie einst ihr Vorbild Honecker) junge Pioniere besuchte. Sie ist wahrscheinlich wirklich bereit, sogar nach so vielen Skandalen und Betrügereien die Deutschen wieder um ihre Stimme zu bitten. Na ja, sie wird es sicher so machen wie Helmut Kohl – sie wird behaupten, dass es schon zum letztenmal ist. Wer aber kann an einen solchen primitiven Trick noch glauben?
Möge es wie auch immer sein, man sollte sich vor allem an den braven Soldat Schwejk erinnern, um in dieser Welt der Dummköpfe, Politiker und Journalisten den gesunden Verstand zu behalten.
Ihr
Jan Hofirek