PÍŠI PRO BÜRGERSTIMME (8)

Russland: Gleichsetzung zur Sowjetunion straft historische Entwicklung

Doch der US-Westen schürt gern, um das alte Feindbild zu bewahren

Eine der böswilligsten Verleumdungen, die man heutzutage in westlichen Medien hören und lesen kann, besteht in der Behauptung, dass eigentlich kein Unterschied besteht zwischen der Sowjetunion von früher und dem heutigen Russland. Es ist natürlich derselbe Unsinn, als ob man behaupten würde, die Bundesrepublik Deutschland sei dem Nazi-Deutschland gleichgesetzt.

Worin liegt also die Hauptursache, dass im Fall Russlands diese Lüge so hartnäckig benutzt wird, bzw. es so viele Menschen gibt, die nach wie vor in Russland die größte Gefahr für den Weltfrieden sehen? Ich gestatte mir zwei Zitate, die meiner Meinung nach diese irrationale Angst vor Russland ein bisschen erklären können:

“Russland kann mit dem Verstand nicht begriffen werden.” (Tjuttschew, russischer Dichter)

“Russland ist mehr als nur ein Land. Russland ist ein Geheimnis, das dem menschlichen Blick verborgen bleibt.” (Winston Churchill)

Als die sowjetischen Panzer im August 1968 durch meine Heimat gerollt sind, wusste ich als zehnjähriges Kind natürlich nicht, was passiert. Aus dem Fenster die mächtigen Maschinen zu beobachten, machte einem sogar Spaß. Der allgemeine Hass gegen die Sowjetunion war damals in der Bevölkerung so stark, dass diese tragische Erfahrung für viele Tschechen dazu führte, dass sie nie mehr imstande waren, zwischen Russland und der Sowjetunion zu unterscheiden. Und trotzdem – ich errinere mich an einzelne sowjetische (russische?) Soldaten, die einem vielmehr weh taten – von ihren Familien getrennt, in ein fremdes Land gesandt – nein, nicht diese Soldaten, sondern die Machthaber in Moskau, die diesen jungen Männern befahlen, zu uns einzumaschieren, das waren die wirklich Schuldigen.

Einst habe ich gehört, dass Russland wieder frei sein wird, wenn die sowjetischen Panzer durch Moskau rollen werden. Was für eine weise Prophezeihung! Nach dem Zerfall der Sowjetunion versuchten im Jahre 1991 einige Putschisten von den politischen und militärischen Kreisen der kommunistischen Partei ihre verlorene Macht wieder zu ergreifen. Ja, sie haben es so gemacht, wie sie es in Ungarn 1956 und in der Tschechoslowakei 1968 „gewöhnt“ waren – wieder sind Panzer durch Straßen gerollt, diesmal aber durch die Straßen der russischen Haupstadt. Dank der Tapferkeit des Präsidenten Jelzin und der Entschlossenheit der Russen, die Rückkehr des Kommunismus zu verhindern, ist dieser Putsch gescheitert. Ich erinnere mich an eine Fernsehsendung aus Moskau: In der Situation, als noch unklar war, wer eigentlich als Sieger von diesem Konflikt hervorgeht und man den entscheidenden Sturm des Kremls erwartet hat, sagte ein Mann zum fragenden Reporteur, was er hier mache: “Um unseren Präsident zu schützen. Wir haben ihn gewählt, und wir können ihn nicht im Stich lassen.”

Ja, die Russen waren bereit, für die Befreiung des verhassten Regimes zu kämpfen, und sie schafften es dann auch, die wirtschaftliche Niederlage, die folgte, zu überwinden. Ich weiß nicht, ob man über ein “russisches Wirtschaftswunder” sprechen kann, aber die Tatsache, dass es den Russen mit Putin an der Spitze gelungen ist, die Macht der Oligarchen zu zestören und Russland wieder von neuem zu erbauen – das ist zweifelsohne ein historischer Erfolg.

Also – Russland ist ein ganz anderes Land als die Sowjetunion. Das Gegenteil zu behaupten, mit dem Russlandshass zu spielen und alle Schuld für die heutige Situation in der Ukraine Putin zuzuschreiben – das ist eine kurzsichtige, lügnerische Politik. Diejenigen europäischen Politiker und Politikerinnen, die dieses gefährliche Spiel treiben, sollten endlich zur Kenntnis nehmen, dass die wirkliche Gefahr für den Frieden jenseits des Atlantischen Ozeans zu suchen ist.

Ihr

Jan Hofirek

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